80 Mitarbeiter verlieren JobSchweizer Traditionsfirma schliesst nach 200 Jahren alle Filialen
Sven Ziegler
18.8.2024
Das traditionsreiche Stoffgeschäft Creasphere wandelt sich zum Immobilienunternehmen. Die verbleibenden sieben Filialen werden geschlossen, 80 Mitarbeiter verlieren ihren Job.
Sven Ziegler
18.08.2024, 07:12
19.08.2024, 08:41
Sven Ziegler
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Der traditionsreiche Stoffladen Creasphere schliesst seine Türen.
Die verbleibenden sieben Filialen werden geschlossen.
Der traditionsreiche Stoffladen Creasphere schliesst seine Türen. Creasphere, einst Teil der berühmten Seidenweberei Gessner, war die letzte Verbindung zu einer langen Webereitradition. Nun stehen auch die verbliebenen sieben Filialen vor dem Aus. Bis im Herbst werden die verbleibenden Geschäfte in der gesamten Schweiz geschlossen.
Dies markiert das Ende einer fast 200-jährigen Geschichte, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Die Wurzeln der Gessner AG reichen bis ins Jahr 1841 zurück. Die Firma erlangte weltweit Anerkennung durch ihre Stoffproduktion in Wädenswil ZH, bevor sie 2016 als letzte Schweizer Seidenweberei ihre Tore schloss.
Damian Isler, Verwaltungsratsdelegierter und Nachfahre der Gründerfamilie, bedauert das Ende der Creasphere-Läden. «Es ist ein Teil der eigenen Identität, der nun wegfällt», erklärt er dem «Tages-Anzeiger.»
30 Minuten Beratung bringen 12 Franken ein
Die Creasphere-Läden boten ein breites Sortiment an Näh- und Strickutensilien sowie Einrichtungsberatung an. Doch das Geschäft mit den Einrichtungsberatungen brach in den letzten Jahren massiv ein. «Menschen haben andere Prioritäten, als ihr Zuhause bis auf den letzten Vorhang zu optimieren», erklärt Geschäftsführer Urs Schindler.
Trotz der steigenden Beliebtheit von Do-it-yourself-Projekten reichte dies nicht aus, um die rückläufigen Umsätze im Einrichtungsbereich auszugleichen. Die Branche war ohnehin herausfordernd. «Unser Geschäft ist sehr beratungsintensiv, dafür sind die verkauften Produkte relativ günstig», sagt Isler. Ein typischer Einkauf bringe etwa 12 Franken ein, oft nach einem halbstündigen Beratungsgespräch.
80 Mitarbeiter verlieren Job
Um das Unternehmen zu modernisieren, wurden vor zwei Jahren Managementstrukturen überarbeitet und Verkaufsflächen verkleinert. Dennoch erwiesen sich historisch gewachsene Strukturen als problematisch.
Mit der Schliessung der Läden wandelt sich die Gessner AG endgültig von einer Weberei zu einem Immobilienunternehmen. Die verbliebenen Stoffe werden bis Ende Oktober abverkauft, während in einigen Filialen bereits Personalabbau erfolgt. Rund 80 Mitarbeitende stehen vor dem Verlust ihrer Arbeitsplätze.
Einige überlegen, die Ladenflächen selbst zu übernehmen. «Es würde uns sehr freuen, wenn die Stoffläden in irgendeiner Form erhalten blieben», so Schindler.
Eingeläutet wird der finale Akt der Creasphere mit einem grossen Schlussverkauf. «Es ist verrückt, wie viele Leute jetzt nochmals einkaufen kommen», sagt Isler. «Schade, sind sie nicht früher gekommen.»